Als
Meister
bezeichnet
man
jemanden,
der
bestimmte Fähigkeiten meisterlich beherrscht.
Im
Fall
von
Kenei
Mabuni
hat
man
jedoch
leicht
den
Eindruck,
dass
alles
was
er
tut
meisterlich
ist.
Die
innere
Ruhe,
die
er
ausstrahlt,
die
Aufmerksamkeit,
die
er
einem
widmet
oder
die
Qualität seiner Aussagen.
Einfach
alles
an
ihm
wirkt
meisterlich,
gepaart
mit
der
Würde
einer
immensen
Erfahrung
eines
nun
91 Jahre währenden Lebens.
Dabei
sieht
Mabuni
leicht
aus
wie
ein
Mann
Ende
siebzig.
Der
erstgeborene
Sohn
von
Kenwa
Mabuni,
dem
Begründer
des
Shito-Ryu,
gibt
in
seinen
Lehrgängen
nicht
nur
authentisches
und
im
wahrsten
Sinne
des
Wortes
erstklassiges
Shito-Ryu
weiter,
sondern
gibt
auch
ein
Beispiel
dafür,
wie
fit
und
unternehmungslustig
man
im
hohen
Alter
noch
sein
kann.
Immerhin
liegt
seine
Heimat
Osaka gut 20 Flugstunden entfernt.
Und
der
Lehrgang
in
Berlin
war
nicht
der
einzige
für
dieses
Jahr.
So
wird
Kenei
Mabuni
im
August
für
eine
Woche
auf
Korsika
sein,
um
das
dortige
Sommertrainingslager
zu
leiten.
Zum
25ten
Mal
übrigens.
Kenei Mabuni
Lehrgang in Berlin vom 16. - 17.05.2009
Doch
zurück,
zum
Lehrgang
in
Berlin.
Ein
wirklich
großes
Lob
darf
man
Carlos
Molina
machen.
Der,
den
Lehrgang
nicht
nur
perfekt
organisiert hat, mit teils jugendlichem Charme, sondern auch sein Dojo zur Übernachtung zur Verfügung gestellt hat.
Und
natürlich
Hidetoshi
Nakahashi,
der,
als
Assistent
Mabuni’s
fungierend,
dessen
Anweisungen
überzeugend
und
nicht
ohne
Humor
umgesetzt hat. Beim Training selbst hat Soke Mabuni größten Wert auf die Natürlichkeit der Techniken und Anwendungen gelegt.
Seinen
Aussagen
zufolge
ist
Karate
fundamentaler
Nahkampf,
was
den
Gebrauch
tiefer
Stellungen
auf
Abducken
und
Wurftechniken
reduziert.
Sein
besonderer
Sinn
für
die
Natürlichkeit
von
Techniken
kommt
in
folgender
Anekdote
zum
Ausdruck.
Als
einmal
die
Mutter
eines
jungen
Karateka
ihm
sagte,
dass
ihr
Sohn
bereits
im
Alter
von
5
Jahren
mit
Karate
begonnen
habe
und
wie
lange
er
denn
schon
Karate
mache,
antwortete
Mabuni,
dass
er
schon
im
Bauch
seiner
Mutter
getreten
und
geschlagen
habe.
Und
diese
anfangs
scherzhaft
anmutende
Bemerkung
bekommt
eine
weit
tiefere
Bedeutung,
wenn
man
sieht,
wie
der
Meister
seine
Techniken
ausführt.
Denn
jede
Bewegung,
jede
Anwendung,
jeder
Griff
geschieht mit einer Mühelosigkeit, die man
nur erreicht, wenn die Bewegung so natürlich und selbstverständlich ist, wie der Griff nach einer Tasse Kaffee.
Und
dennoch
überrascht
die
immense
Kraft,
die
dieser
Mühelosigkeit
inne
wohnt
und
mit
der
er
sich
aus
Haltegriffen
befreit
oder
den Angreifer aus dem Gleichgewicht bringt.
Soke
Kenei
Mabuni
zelebriert
kein
Karate.
Er
zieht
keinen
Karateanzug
an,
bindet
keinen
Gürtel,
um
nun
Karate
zu
üben
oder
zu
lehren.
Karate
ist
für
ihn
nichts,
was
man
stundenweise
in
einer
Trainingshalle
macht.
Karate
ist
für
ihn
etwas,
das
man
lebt,
das
einen auf jedem Schritt, bei jeder Bewegung, begleitet.
Und
so
sind
seine
Erklärungen
zu
den
Techniken
einer
Kata
und
ihre
Anwendung
gleichermaßen
überraschend
wie
realitätsnah
und
damit
straßentauglich.
Und
mehr
als
einmal
stand
den
Lehrgangsteilnehmern
die
Verblüffung
in
den
Augen,
als
Mabuni
die
Anwendung einer Technik demonstrierte. Lösungen zeigte, auf die man sprichwörtlich nicht im Traum kommen würde.
Wobei er gleich auch noch eine verschmitzte, spielerische und doch würdevolle Art von Humor bewies.
Und
man
kann
sich
nicht
des
Eindrucks
erwehren,
dass
Lehrgänge
mit
ihm
nicht
nur
ein
karatespezifisches
Ereignis
sind,
sondern
auch eine gewisse familiäre Zugabe haben.
Und
neben
dem
teilweise
schon
recht
harten
Training,
erfährt
man
auch
so
einiges
über
die
Historie
des
Karate.
Und
über
die
Einflüsse
des
Shito-Ryu
auf
andere
Stilrichtungen
wie
das
Goju-Ryu,
Wado-Ryu
und
auch
Shotokan.
Wobei
Mabuni
bestätigte,
dass
der in den Analen des Shotokan kaum erwähnte Yoshitaka Funakoshi hier eine bedeutende Rolle inne hatte.
Tatsächlich
waren
auch
bei
diesem
Lehrgang
nicht
nur
Vertreter
des
Shito-Ryu
anwesend.
Viele
interessierte
Karateka
aus
anderen
Stilrichtungen waren nach Berlin gekommen. Insbesondere vom Wado-Ryu und Shotokan.
Und bei der Art wie Kenei Mabuni Karate unterrichtet, verschwinden die Schranken stilrichtungsspezifischer Unterschiede.
Es
bleibt
zu
hoffen,
dass
dieser
außergewöhnliche
Meister
noch
viele
Lehrgänge
geben
wird.
Und
dass
noch
viele
die
Gelegenheit
haben werden von seiner Erfahrung, seinem Wissen zu lernen.
Erfahrungen,
die
er
auch
in
verschiedenen
Büchern
veröffentlich
hat.
Sein
neuestes
„Leere
Hand“
(Palisander-Verlag)
wurde,
in
Deutscher
und
Englischer
Übersetzung,
von
ihm
selbst
bei
einer
offiziellen
Buchpräsentation
vorgestellt.
Und
allein
hierzu
waren
über 160 Teilnehmer gekommen.
Weit
mehr
waren
zum
Lehrgang
gekommen.
Und
nicht
nur
aus
Deutschland,
sondern
auch
aus
Österreich,
Schweiz,
Spanien,
Ungarn,
Holland und selbst aus England.
Ein wahrlich internationaler Lehrgang und ein Ereignis, das sich hoffentlich wiederholt.
Wer das Glück hat, glücklich zu sein, hat alles Glück was er braucht.
Soke = kann als Ehrentitel für das Oberhaupt einer Stilrichtung angesehen werden.
© Herbert Haß, 2009